Lilian Schibli 10. April 2025

«UBS, hands off our oceans!»: Proteste zur UBS-Generalversammlung

Luzern, 10. April 2025 | Anlässlich der UBS-Generalversammlung protestiert heute ein Bündnis von Klima- und Menschenrechtsorganisationen vor dem Tagungsort, der Messe Luzern. Beteiligt sind: Klimastreik Zentralschweiz, urgewald, Protect-VIP-Network, das Kollektiv BreakFree Schweiz und die Klima-Allianz Schweiz. Die Aktivist:innen eröffneten am Eingang der Generalversammlung eine Ausstellung mit Bildern der einzigartigen Artenvielfalt der philippinischen Meeresstrasse “Verde Island Passage”. Diese ist durch den geplanten Bau von zwei neuen Gaskraftwerken des Unternehmens San Miguel bedroht. Aktuelle Finanzrecherchen zeigen: Während andere europäische Finanzinstitutionen ihre Geschäfte mit San Miguel eingestellt haben, ist die UBS einer der weltweit grössten Investoren der Kraftwerkssparte von San Miguel und liegt in Europa sogar auf Platz zwei (Details unten). Expert:innen von urgewald sowie dem Protect-VIP-Network sind vor Ort und werden die UBS-Spitze bei der Generalversammlung zur Rede stellen. Sie stehen für Interviews zur Verfügung.

Der Fall San Miguel zeigt exemplarisch den Nachholbedarf der UBS im Bereich Klima und Biodiversität. So hat die UBS laut ihrem aktuellen Nachhaltigkeitsbericht keine strikten Ausstiegsrichtlinien für Kohle oder andere fossile Brennstoffe. Auch klare Richtlinien gegen die Abholzung von Wäldern fehlen. Sie verzögert bisherige Netto-Null-Prozesse und hat ihre bisherigen Ziele für Diversität, Gleichstellung und Inklusion gestrichen. [1]

Zitate

Johanna Frühwald, Finanz-Campaignerin bei urgewald, sagt„Während andere europäische Investoren bei San Miguel die Reissleine gezogen haben, hält die UBS an ihren schmutzigen Geldanlagen fest. Somit stützt Geld aus der Schweiz einen Konzern, der sein Land mit neuen Kraftwerken in fossiler Abhängigkeit hält. Die UBS investiert ausschliesslich in Anleihen des Konzerns und hat daher kein Mitspracherecht bei dessen Strategie. Die gängige Behauptung, als ‚kritischer‘ Investor zur Dekarbonisierung fossiler Unternehmen beizutragen, ist in diesem Fall reine Augenwischerei.”

Nicole Gisler, “Finanzen und Klima” bei der Klima-Allianz Schweiz, sagt„Die UBS hat weder einen robusten Transitionsplan noch ambitionierte Klima- und  Biodiversitätsschutzziele. Weitere Investitionen in den Ausbau fossiler Energien befeuern nicht nur den Umwelt- und Klimakollaps, sondern gefährden auch die langfristige Finanzstabilität. Das Beispiel der UBS zeigt auf: Wir brauchen dringend eine starke, zukunftsgerichtete Regulierung des Finanzsektors.”

Pater Edwin Gariguez, Träger des renommierten Goldman-Umweltpreises und Vorstandsmitglied der philippinischen NGO Center for Energy, Ecology, and Development (CEED), sagt: „Die Überschreitung des 1,5°C-Limits bedroht das Überleben der philippinischen Bevölkerung und anderer stark vom Klimawandel betroffener Gesellschaften weltweit. Anstatt sich den Klima- und Energiezielen des Landes zu verpflichten, halten Unternehmen wie San Miguel das Land in der Abhängigkeit von schmutzigen, tödlichen und teuren fossilen Brennstoffen. Dies geht auf Kosten der Lebensgrundlagen und der biologischen Vielfalt in den Philippinen. Besonders betroffen von diesen Geschäften ist die Verde Island Passage, unser ‚Amazonas der Ozeane‘. Die Lebensader unseres Planeten ist bedroht und an der Spitze dieser Angriffe stehen fossile Unternehmen, die von der finanziellen Unterstützung internationaler Banken profitieren. Wir fordern die UBS auf, alle Verbindungen zu diesem schmutzigen Geschäft zu kappen.“

Hintergrund:

Die UBS zählt zu den grössten institutionellen Investoren des philippinischen Konzerns San Miguel. Dieser will die Kapazität seiner bestehenden Kohle- und Gaskraftwerke in dem Land stark ausbauen. Damit bedroht er das einzigartige Ökosystem der “Verde Island Passage VIP” und behindert zudem die Energiewende der Philippinen, die laut einer umfangreichen Studie riesige Potenziale für den Ausbau erneuerbarer Energien haben.[2]

Die Investitionen fliessen durch folgende aktiv gemanagte Fonds:
· UBS (Lux) Bond SICAV – Asian High Yield: 15,3 Mio. US-Dollar[3]
· UBS (Lux) Bond Fund – Asia Flexible (USD): 1 Mio. US-Dollar[4]

Andere europäische Finanzinstitutionen wie die österreichische Erste Group und die Deutsche-Bank-Tochter DWS haben unter anderem aus Klimaschutzgründen ihre Geschäfte mit San Miguel beendet [5]. Die UBS hingegen hält Anleihen der Kraftwerkssparte San Miguel Global Power im Umfang von 16,3 Mio. US-Dollar. Damit liegt UBS in Europa auf Platz 2 und weltweit auf Platz 6 der grössten institutionellen Investoren der San-Miguel-Kraftwerkssparte.

Mit ihren Investitionen fördert die UBS ein Unternehmen, das zwar auch kleinere Projekte für erneuerbare Energien hat, gleichzeitig aber bei der fossilen Expansion in den Philippinen eine zentrale Rolle spielt. San Miguel betreibt aktuell mehr als jedes fünfte Gaskraftwerk im Land – 8 von insgesamt 35 – und plant 8 weitere, alleine oder mit Unternehmenspartnern. Gemessen an der Stromerzeugungskapazität ist das Unternehmen für mehr als ein Drittel der Gaskraftwerksexpansion in den Philippinen verantwortlich. Besonders gravierend sind die Pläne für zwei neue Gaskraftwerke entlang der schützenswerten Verde Island Passage (VIP), einer Meeresstrasse, die für ihren einzigartigen marinen Artenreichtum bekannt ist. Die dortigen Kraftwerke sollen mit Flüssigerdgas (LNG) betrieben werden, was auch den Bau zahlreicher LNG-Terminals an der Küste befeuert.

LNG ist wegen des hohen Energieaufwands für Verflüssigung und Regasifizierung sowie Methanlecks entlang der Transportrouten ein sehr klimaschädlicher Brennstoff. Der LNG-Boom droht die Klimaüberhitzung in einem Land zu verschärfen, das bereits heute unter immer häufigeren schweren Stürmen und Überschwemmungen leidet. Ende 2024 verwüstete eine ungewöhnlich heftige Serie von sechs Zyklonen grosse Teile des Landes.[6] Infolge der Stürme kam es zu Massenfluchten und 174 Menschen starben.[7] Diese Entwicklung brachte den Philippinen den traurigen Spitzenplatz im aktuellen Weltrisikoindex ein.[8]

Die fossilen Geschäfte von San Miguel belasten Menschen und Umwelt gleichermassen. In jüngerer Zeit sanken zwei Öltanker in philippinischen Gewässern, beide laut Medienberichten von einem San-Miguel-Tochterunternehmen gechartert. In der Folge verpesteten Ölkatastrophen Gewässer und Küsten.[9]

Kontakt:

Nicole Gisler
Zuständige Finanzplatz-Netzwerk bei der Klima Allianz
nicole.gisler@klima-allianz.ch
+41 79 790 33 16

Angelica Dacanay
Leiterin “Southeast Asia Just Energy Transition”-Programm, CEED
adacanay@ceedphilippines.com
(Anfragen auf Englisch)

Johanna Frühwald
Finanz-Campaignerin bei urgewald
johanna.fruehwald@urgewald.org
erreichbar auf Signal unter: +43 699 111 317 45

Moritz Schröder-Therre
urgewald-Pressesprecher
moritz@urgewald.org
+49 152 215 799 77

Quellen
[1] Vgl. UBS Nachhaltigkeits-Report 2024 – https://www.ubs.com/global/en/sustainability-impact/sustainability-reporting.html#tab-867172621 sowie https://www.tippinpoint.ch/artikel/77955/ubs_streicht_diversity_und_inclusion_aus_dem_geschaeftsbericht.html.
[2] Vgl. Climate Analytics, A 1.5°C future is possible: getting fossil fuels out of the Philippine power sector (15.11.2023): https://climateanalytics.org/publications/a-15c-future-is-possible-getting-fossil-fuels-out-of-the-philippine-power-sector
[3] Vgl. UBS Halbjahresbericht 2024 – https://documents.fww.info/fwwdok_Lqm5itl4nY.pdf
[4] Vgl. UBS Halbjahresbericht 2024 – https://documents.fww.info/fwwdok_KgxZ2ndyZq.pdf
[5] Die Deutsche-Bank-Tochter DWS erklärte im Juni 2023, sie habe sich von ihren San-Miguel-Beteiligungen getrennt. Anfang 2024 erklärte die österreichische Erste Bank gegenüber NGO-Vertreter*innen, sie habe ihre SMC-Anteile verkauft.
[6] Vgl. World Weather Attribution, Climate change supercharged late typhoon season in the Philippines, highlighting the need for resilience to consecutive events (12.12.2024): https://www.worldweatherattribution.org/climate-change-supercharged-late-typhoon-season-in-the-philippines-highlighting-the-need-for-resilience-to-consecutive-events/
[7] Vgl. ReliefWeb, WFP Philippines – 2024 Typhoon Season, Situation Report #6 (16. Dezember 2024): https://reliefweb.int/report/philippines/wfp-philippines-2024-typhoon-season-situation-report-6-16-december-2024
[8] Vgl. WeltRisikoBericht 2024, S. 54: https://www.welthungerhilfe.de/fileadmin/pictures/publications/de/studies-analysis/weltrisikobericht-2024.pdf
[9] Vgl. https://energytracker.asia/oil-spill-philippines/; https://www.rappler.com/philippines/san-miguel-shipping-subsidiary-owns-oil-mt-terranova/