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Probleme und Chancen

Was ist das gegenwärtige Problem? Was ist der Hebel der Zentralbanken?
Die Klima- und die Biodiversitätskrise bedrohen das Leben auf der Erde

In den letzten Jahren haben Extremereignisse, die mit der Klimakrise und dem Verlust der
biologischen Vielfalt zusammenhängen, in einem noch nie dagewesenen Ausmass
zugenommen.

  • Die derzeitigen Aussterberaten sind um das 100- bis 1 ́000-fache höher als die ursprüngliche Rate, und steigen weiter an.1 Das Artensterben untergräbt die Produktivität, Widerstandsfähigkeit und Anpassungsfähigkeit der Natur und führt wiederum zu extremen Risiken und Unsicherheiten für unsere Wirtschaft und unser Wohlergehen.

  • Fahren wir so weiter wie bisher, prognostiziert das konservativste Szenario des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC), bei welchem keine Kippelemente auftreten, zudem eine globale Erderwärmung von 3.7 °C bis zum Ende des Jahrhunderts.2 Selbst dieses Szenario hätte katastrophale Folgen wie Monsterstürme,3 Hitzewellen, Dürren und sterbende Ökosysteme,4 Hungersnöte,5 Massenmigration6 und Ressourcenkriege.7 Die Menschheit steuert – wenn sie so weiterfährt – auf einen völligen Zusammenbruch ihrer Lebensgrundlage zu.

Die Schweiz hat sich übrigens gemäss Bundesamt für Umwelt seit Messbeginn 1864 mit über 2 °C doppelt so stark wie der weltweite Durchschnitt erwärmt.8 Es wird unter anderem vor vermehrten Hitzeperioden, Starkniederschlägen, Hochwasser, Erdrutschen, Skiliften und Lawinenverbauungen, die ihren Untergrund verlieren, zunehmenden Schädlingen, Wasserknappheit, Artensterben, Gletscherschwund oder Schneemangel gewarnt.9 Es liegt also im eigenen Interesse der Schweizer Wirtschaft, Gesellschaft und Politik, Massnahmen zu ergreifen, die dabei helfen, die Klimaerhitzung zu stoppen. Und die kleine Schweiz hat einen gigantischen Hebel: den Finanzplatz.

Der Finanzsektor als der zentrale Hebel für eine ökologische und gerechte Transformation

Die wichtigste Ursache für die Klimakrise und den Verlust der biologischen Vielfalt ist dasderzeitige Wirtschaftssystem. Dies wird durch den IPCC und den IPBES bestätigt.¹⁵ DerInternationale Währungsfonds (IWF) bekräftigt, dass die Umstellung des Wirtschaftssystemsauf ein grünes, zirkuläres und faires System nicht nur zwingend erforderlich, sondern auchmachbar und kosteneffizient ist.¹⁶

Im Zentrum aller Wirtschaftssysteme steht der Finanzsektor. Banken, Versicherungen, Pensionsfonds, Vermögensverwalter usw. stellen die finanziellen Mittel zur Verfügung, damit Dinge produziert werden, Unternehmen reibungslos arbeiten können und ein Sicherheitsnetz für den Fall besteht, dass unerwartete Ereignisse eintreten, wie z. B. ein Hagelsturm, der die Ernten vernichtet. Der Finanzsektor treibt die wirtschaftliche Entwicklung voran. Er bestimmt, welcher Wirtschaftssektor Geld bekommt und wachsen kann (wo das Geld hinfliesst, wächst die Wirtschaft). Dadurch kann er die Umgestaltung des Wirtschaftssektors hin zu einem grüneren Sektor massiv beeinflussen.

Im Zentrum des Finanzsektors sind die Zentralbanken, sie können die Finanzflüsse beeinflussen

Zentralbanken und Finanzaufsichtsbehörden legen die Spielregeln für Finanzinstitute fest, an die sich Finanzakteure wie Banken und Versicherungsgesellschaften halten müssen. Wenn eine Zentralbank zum Schluss kommt, dass die Vergabe von Krediten an Unternehmen, die mit fossilen Brennstoffen wirtschaften, ein risikoreiches Geschäft ist, kann sie festlegen, dass die Bank mehr Geld zur Absicherung des Kredits zurücklegen muss. Dies macht die Kreditvergabe an solche Unternehmen für die Bank massiv teurer (und die Vergabe von Krediten an umweltfreundliche Unternehmen vergleichsweise günstiger).

Ein anderes Beispiel: Wenn eine Zentralbank alle Banken eines Landes einem Stresstest unterzieht und davon ausgeht, dass die Banken mit vielen ausstehenden Krediten an fossile Unternehmen in der Bilanz risikoreicher sind (weil fossile Unternehmen in einem nicht zukunftsfähigen Wirtschaftssektor angesiedelt sind), werden diese Banken im Stresstest schlechtere Noten erhalten. Dies wiederum setzt diese Bank unter Druck, ihr Geschäft in den kommenden Jahren umzustrukturieren und der Zentralbank zu zeigen, dass sie ihr Risiko reduziert haben.

Quellen & Referenzen:

[1] Dasgupta Review (2021). The Economics of Biodiversity: The Dasgupta Review.

[2] Hafner und Müller (2020). Willst du es wirklich wissen?

[3] Oliver Milman (2019). Are hurricanes getting stronger – and is climate breakdown to blame?

[4] Bundesamt für Umwelt BAFU (2018). Hitze und Trockenheit im Sommer 2018. Auswirkungen auf Mensch und Umwelt.

[5] Spiegel (2008). Forscher warnen vor Klima-Hungersnöten.

[6] Charles Geisler und Ben Currens (2017). Impediments to inland resettlement under conditions of accelerated sea level rise.

[7] Alex Kirby (2015). Tackle climate change or face resource wars, Lord Ashdown warns. The Guardian.

[8] BAFU (2020). Klimawandel in der Schweiz: Neuer Bericht zeigt Ursachen, Folgen und Massnahmen.

[9] Akademien der Wissenschaften Schweiz (2017). Brennpunkt Klima Schweiz. Grundlagen, Folgen und Perspektiven.

[10] Dies bedeutet jedoch, dass Investitionen in Mischkonzerne, die wie Glencore nur einen Teil ihrer Einnahmen aus Kohle erzielen, immer noch berücksichtigt werden. Ausserdem schliesst sie nur Betreiber von Kohleminen, nicht aber von Kohlekraftwerken, aus (Klima-Allianz 2020). So hat die Nationalbank seit dem Pariser Klimaabkommen ihre Beteiligung am grössten US-amerikanischen Kohlekraftwerksbetreiber Duke Energy auf 350 Millionen Dollar verdoppelt! (Riseupforchange 2021). Dieses weithin proklamierte Ausschlusskriterium schließt also nur 5 der 148 fossilen Energieunternehmen aus, die die SNB in ihren Anlageportfolios hält (Klima-Allianz 2020).

[11] Positive Money (2021). The green central banking scorecard. How Green are G20 central banks and financial supervisors?

[12] WWF (2021). SUSREG Tracker. Sustainable Financial Regulations and Central Bank Activities.

[13] Oil Change International (2021). Unused Tools: How Central Banks Are Fueling the Climate Crisis.

[14] Die Factsheets über Total, Shell, ExxonMobil, Enbridge, Duke Energy, oder Chevron zeigen auf, wie die genannten Unternehmen massive Umweltschäden verursachen und grundlegende Menschenrechte verletzen.

[15] International Monetary Fund (2021). Our last, best Chance on Climate.

[16] International Money Fund (2019). The Economics of Climate.