SNB : Passiver Investor oder aktiver Markteilnehmer ?
Blogpost von Alain Naef, Assistenzprofessor an der ESSEC Business School.
Ist die SNB ein aktiver oder passiver Investor? Die Bank hat lange behauptet, ein passiver Investor zu sein, aber dies scheint immer weniger der Fall zu sein. Die Schweizerische Nationalbank hat bereits die Grenze zwischen passiver Marktverfolgung und aktiver Anlageentscheidung überschritten. Der übliche Einwand gegen eine klimakonforme Politik ist somit hinfällig.
Ein kürzlich erschienener Artikel in der Financial Times, der die US-Aktienpositionen der SNB analysiert, zeigt, dass die SNB zu einem der weltweit grössten Technologieinvestoren geworden ist. 42 Milliarden Dollar sind in Amazon, Apple, Meta, Microsoft und Nvidia angelegt. Auffällig sind rasche Veränderungen wie die Versechsfachung ihrer Nvidia-Beteiligung zwischen 2023 und 2025 und der Kauf von Berkshire-Hathaway-Aktien im Wert von 2 Milliarden.
Diese Bewegungen stehen im Widerspruch zu einem rein mechanischen, neutralen Ansatz. In einer Forschungsarbeit habe ich gezeigt, dass 2% des Aktienportfolios der SNB für 99,7% der Gesamtemissionen des Portfolios verantwortlich sind und somit einen wichtigen Beitrag zur Reduzierung der Emissionen leisten können. Zudem schliesst die SNB bereits Investitionen in Banken und umstrittene Waffen aus, was zeigt, dass sie durchaus bereits bewusst ethische und sektorbezogene Entscheidungen trifft.
All dies stellt die letzte Hürde für klimafreundliche Investitionen der SNB in Frage: nämlich die Marktneutralität (ein Argument, das wir gemeinsam mit Jens van ‘t Klooster in einem Arbeitspapier der Banque de France bearbeitet haben). Sie besagt, dass ein öffentlicher Investor keine Gewinner schaffen darf. Laut einer aktuellen Analyse der Financial Times scheint Nvidia jedoch ein Gewinner für die SNB zu sein, während Meta und Netflix zu den Verlierern gehören. Das bedeutet, dass die SNB den Wettbewerb zwischen Technologieunternehmen in den USA beeinflusst, indem sie die Bewertung von Nvidia erhöht und die von Meta senkt.
Auch wenn es für das Überleben unserer Enkelkinder kaum eine Rolle spielt, ob Meta Nvidia überholt, ist es doch von grosser Bedeutung, ob ExxonMobil auch in den nächsten 50 Jahren zu den grössten amerikanischen Unternehmen gehört. Fossile Brennstoffe müssen teurer werden.
Fossile Brennstoffe müssen teurer werden, und dies geschieht auch über die Aktienbewertung der grössten Unternehmen wie Exxon. Die SNB hat sich bereits von Chevron getrennt, warum also nicht als Nächstes Exxon, anstatt ihre Meta- Position zu reduzieren?
Übersetzt aus dem Englischen