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Rolle und Aufgabe

Zentralbanken sind nicht wie eine normale Bank, bei der jede:r ein Bankkonto eröffnen kann. Nur ausgewählte Akteure wie Banken und der Staat haben bei der Zentralbank ein Konto. Hier fassen wir Ihnen die wichtigsten Informationen zur Rolle und der Aufgabe von Zentralbanken zusammen.

Was ist die Rolle einer Zentralbank?

Die Zentralbank erschafft das elektronische Geld, mit dem Banken untereinander bezahlen, und versorgt sie mit Liquidität. Sie gewährleistet zudem die Versorgung der Wirtschaft und Gesellschaft mit Bargeld. Wegen dieser besonderen Position im Zentrum des Finanzsystems hat die Zentralbank die Verantwortung für die Preis- und Finanzmarktstabilität. Einige Zentralbanken haben auch sogenannte «Nebenmandate» wie Vollbeschäftigung, Stärkung des Wirtschaftswachstums oder nachhaltige Entwicklung.

Das Erschaffen von und Versorgen mit Geld

Die Zentralbank erschafft das elektronische Geld, mit dem Banken untereinander bezahlen, und sie versorgt die Banken mit Liquidität (Geldmitteln). Sie gewährleistet zudem die Versorgung der Wirtschaft und Gesellschaft mit Bargeld.

-> Wegen dieser besonderen Position im Zentrum des Finanzsystems hat die Zentralbank die Verantwortung für die Preis- und Finanzmarktstabilität. Einige Zentralbanken haben auch sogenannte «Nebenmandate» wie Vollbeschäftigung, Stärkung des Wirtschaftswachstums oder nachhaltige Entwicklung.

Coregulation der Finanzakteure

In der Schweiz legt die SNB gemeinsam mit der Finanzmarktaufsicht (FINMA) die «Spielregeln» fest, an die sich Finanzakteure wie Banken und Versicherungsgesellschaften halten müssen. Auf diese Weise können FINMA und SNB diese Institutionen auch regulieren. Die Aufsicht über verschiedenen Banken und Versicherungen wird häufig von der Finanzaufsichtsbehörde (in der Schweiz die FINMA) ausgeübt. Diese sorgt dafür, dass die einzelnen Finanzinstitute reibungslos funktionieren, und überprüft, ob sie sich an die Spielregeln halten.

Was sind die Kompetenzen und Aufgaben der SNB und der Finanzmarktaufsicht (FINMA)?

SNB: Geld- und Währungspolitik im Gesamtinteresse des Landes

In der Schweiz sieht die Bundesverfassung (Art. 99 Abs. 2) vor, dass die Nationalbank eine Geld- und Währungspolitik führt, «die dem Gesamtinteresse des Landes dient».1

    • Artikel 5 des Nationalbankgesetzes präzisiert ihr Mandat: Sie hat den gesetzlichen Auftrag, die Preisstabilität zu gewährleisten und zur Stabilität des Finanzsystems als Ganzes beizutragen.2

    • Weiter berücksichtigt sie bei ihrer Geld- und Anlagepolitik die konjunkturelle Entwicklung (den Verlauf der Wirtschaftslage eines Landes).

    • Eine weitere Aufgabe der SNB ist, ihre Aktiven anzulegen (Art. 9 Abs. 1 NBG). Dazu gehören die Währungsreserven (Devisenanlagen und Gold) sowie die Frankenaktiva.

FINMA: finanzielle Leistungsfähigkeit und Konsument:innenschutz

Die FINMA hat die Aufgabe3, die finanzielle Leistungsfähigkeit der einzelnen Schweizer Finanzakteure zu gewährleisten. Ausserdem muss sie sicherstellen, dass die Schweizer Konsument:innen von Finanzprodukten gut informiert sind, nicht in die Irre geführt werden, und dass ihre Rechte generell geschützt sind. Schliesslich muss die FINMA auch den «Ruf des Schweizer Finanzsektors» schützen.

SNB & FINMA: gemeinsame aber differenzierte Verantwortung mit der Finanzaufsicht

Sowohl die SNB als auch die FINMA sind teilweise mit der Finanzaufsicht betraut. In einem Memorandum of Understanding sind ihre jeweiligen Aufgaben klar definiert.4 Die SNB überwacht die Entwicklungen im Bankensektor aus der Sicht des Gesamtsystems (makroprudenzielle Aufsicht). Zudem legt sie die Höhe des Eigenkapitals fest, das die Banken zur Sicherung der Stabilität des Finanzsystems benötigen (antizyklischer Kapitalpuffer). Damit hat die SNB zwar keine allgemeine Kompetenz zur Banken- oder Finanzmarktregulierung. Es ist jedoch gemäss Art. 16a NBG sowie dem MoU mit der FINMA ihre Aufgabe, sich mit Risiken, welche die Banken- bzw. Finanzmarktregulierung betreffen, auseinanderzusetzen, sich Informationen zu beschaffen und sich mit der FINMA abzustimmen. Die FINMA ist für die Beaufsichtigung der einzelnen Banken und für die Durchsetzung der Bankengesetzgebung, einschliesslich der Eigenkapitalanforderungen für jede Bank, zuständig (mikroprudenzielle Aufsicht). Ein Sonderfall sind die Schweizer Grossbanken: Da sie für die Stabilität des gesamten Finanzsystems entscheidend sind, werden sie von der SNB und der FINMA gemeinsam beaufsichtigt. Die beiden Institutionen haben sich in diesem Bereich abzustimmen und ihre Tätigkeiten zu koordinieren, insbesondere bei der Beschaffung von Informationen bei den Banken.

Zur Vertiefung: Was bedeutet es genau, dass die SNB die Finanzstabilität in der Schweiz zu gewährleisten hat?

Bei der Gewährleistung der Finanzstabilität geht es darum sicherzustellen, dass die Krisenanfälligkeit des Finanzsektors durch den «Kreditgeber der letzten Instanz», den die Zentralbank darstellt, begrenzt wird. Die SNB muss dafür sorgen, dass die Finanzakteure (Banken, Versicherungen usw.) ausreichend gut gerüstet sind, um schwierige Zeiten wie eine Finanzkrise 2007/2008 zu überstehen.

Das bedeutet, dass die SNB den Schweizer Finanzsektor regelmässig einem «Stresstest» unterziehen muss. Sie prüft, ob zum Beispiel genügend Liquidität für den Krisenfall vorhanden ist, oder ob die Banken genügend Kapital zurückgelegt haben, um mögliche Verluste zu decken. Die SNB hat vor allem Angst vor Banken- oder Versicherungspleiten, die den gesamten Schweizer Finanzsektor betreffen könnten. Das bedeutet, dass der Konkurs einer Schweizer Bank zu einem finanziellen Zusammenbruch des gesamten Schweizer Finanzsektors führen könnte – was katastrophal wäre. Denn ein Banken-Crash vernichtet auch das Geld auf den Bankkonten, Altersvorsorgekapital und andere Ersparnisse. Das führt schnell in eine Wirtschaftskrise und nährt damit die politische Polarisierung.

Zur Vertiefung: Was bedeutet es genau, dass die SNB die Preisstabilität in der Schweiz zu gewährleisten hat?

Die Gewährleistung der Preisstabilität soll sicherstellen, dass die Bürgerinnen und Bürger in Zukunft die gleiche Kaufkraft haben wie heute. Das bedeutet, dass mit einem Schweizer Franken heute mehr oder weniger dasselbe gekauft werden kann wie in fünf oder zehn Jahren. Wie in jeder stabilen Situation bedeuten stabile Preise Vorhersehbarkeit, die es den Menschen ermöglicht, ihre Zukunft mit Zuversicht zu planen und gut informierte Entscheidungen zu treffen.5 Unternehmen und Einzelpersonen werden eher bereit sein, Investitionen oder Käufe zu tätigen, wenn sie wissen, dass die Preise nicht übermässig schwanken. Im umgekehrten Fall, d. h. bei einem instabilen Preisniveau, werden Individuen vorsichtiger, die Unternehmen investieren weniger, und es werden weniger Arbeitsplätze geschaffen, was zu einer wirtschaftlichen Stagnation führt. Aus diesem Grund hängt die Stabilität des Systems vom Vertrauen der Menschen in die Kaufkraft des Geldes ab.

Instrumente zur Gewährleistung der Preisstabilität

Um die Preisstabilität zu gewährleisten, kann eine Reihe von Instrumenten eingesetzt werden, die die Finanzbehörden der Schweiz untereinander koordinieren.

Unter anderem legt die SNB die Zinssätze fest, zu denen sich Banken bei der SNB Geld leihen können. Je höher diese sind, desto unattraktiver wird es für die Banken, Geld zu verleihen, was wiederum dazu führt, dass die Banken weniger Kredite an die Schweizer Unternehmen vergeben, und damit fliesst weniger frisches Geld in die Wirtschaft. Dies kann die Nachfrage und damit das Wirtschaftswachstum dämpfen, und soll die Inflation (damit sind steigende Preise gemeint) stabilisieren und Angebot und Nachfrage ins Gleichgewicht bringen.

–> Da es die Aufgabe der SNB ist, die Preise stabil zu halten und sich gegen Inflation (und auch gegen Deflation) zu wehren, wäre es denkbar, dass die SNB der durch die Klimakrise verursachten Inflation dadurch begegnet, dass sie auch etwas gegen die Klimakrise tut, anstatt nur die Zinsen zu heben, um die Nachfrage zu schwächen. Denn ein Anstieg der Zinsen hat immer auch gesamtwirtschaftliche Nebenwirkungen (z.B. negativer Effekt auf die Beschäftigung).

 

Ein anderes Instrument ist, dass die SNB versucht, die Attraktivität des Schweizer Frankens zu verringern und ihn abzuwerten. Seit dem Ende des Bretton Woods Systems 1973 und vor allem seit der Grossen Finanzkrise 2007/2008 wertet sich der Schweizer Franken ständig auf.6 Weil die SNB diese Aufwertung kaum mehr durch Zinssenkungen aufhalten konnte, hat sie in den letzten Jahren damit begonnen, massiv Fremdwährungen (Anleihen, Staatsanleihen und Aktien) zu kaufen, um diese rasante Aufwertung zu verhindern. Dass der Schweizer Franken nicht zu hoch ist, ist wichtig weil der Schweizer Wirtschaftssektor stark vom Export in die umliegenden europäischen Länder und vom internationalen Tourismus abhängig ist. Wird der Schweizer Franken zu attraktiv, wird es für europäische Hersteller immer teurer, Schweizer Produkte zu kaufen und für Gäste aus dem Ausland, in der Schweiz Ferien zu machen. Durch die Beeinflussung des Wertes des Schweizer Frankens kann die SNB die Inflation und das Wirtschaftswachstum in der Schweiz beinflussen.